Deep Tech-Fokus Schweiz: 60 % der Venture-Investitionen gehen in Deep Tech – Chance für Direktinvestoren
24.10.2025
In der Schweizer Start-up-Landschaft hat sich in den letzten Jahren ein bemerkenswerter Wandel vollzogen. Während man vor einem Jahrzehnt noch vor allem E-Commerce-Modelle, Plattformen und digitale Marktplätze finanzierte, steht heute ein ganz anderer Begriff im Zentrum der Aufmerksamkeit: Deep Tech. Technologien, die auf langjähriger Forschung basieren, hohe Eintrittsbarrieren aufweisen und oft echte Durchbrüche ermöglichen – ob in der Biotechnologie, Medizintechnik, Robotik, Quantentechnologie oder im Bereich neuer Materialien.
Aktuelle Daten belegen, dass inzwischen rund 60 % des Venture-Capital-Volumens in der Schweiz in den Deep-Tech-Bereich fliessen. Damit nimmt die Schweiz im internationalen Vergleich eine Spitzenposition ein. Zum Vergleich: In den USA liegt der Deep-Tech-Anteil bei VC-Investitionen laut verschiedenen Analysen eher im Bereich von 30–35 %. Das zeigt nicht nur eine inhaltliche Fokussierung, sondern auch eine strategische Entscheidung des hiesigen Marktes: Qualität vor Schnelligkeit, Substanz vor Storytelling.
Was heisst das konkret für Investoren?
Zunächst einmal: Wer in Schweizer Start-ups investieren will – sei es direkt oder über Co-Investments –, kommt an Deep Tech kaum vorbei. Klassische SaaS-Modelle oder Marketing-Apps mit kurzer Entwicklungszeit sind hier seltener anzutreffen. Stattdessen geht es um Technologien, die echte Probleme lösen – aber auch Zeit, Kapital und Geduld brauchen. Das bedeutet: Direktinvestoren, die in der Schweiz aktiv sind, müssen bereit sein, sich mit komplexeren Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen.
Aber genau das kann sich lohnen. Denn Deep-Tech-Firmen bieten oft etwas, das in anderen Sektoren fehlt: ein klarer technologischer Vorsprung, verbunden mit schwer kopierbaren Lösungen. Wer hier früh investiert, sichert sich nicht nur Zugang zu hochinnovativen Märkten, sondern partizipiert oft auch an deutlich attraktiveren Exit-Multiples – sei es durch einen IPO, einen strategischen Verkauf oder einen internationalen Scale-up.
Ein Beispiel: Das ETH-Spin-off Rigitech entwickelt ein vollständig integriertes Drohnensystem für den medizinischen Transport – inklusive Software, Hardware, Zulassung und Infrastrukturintegration. Keine leichte Kost für klassische Investoren, aber ein Paradebeispiel für ein Deep-Tech-Modell mit enormer gesellschaftlicher Relevanz und globalem Skalierungspotenzial. Und genau solche Firmen ziehen derzeit das Kapital an.
Was aber macht die Schweiz so attraktiv für diesen Sektor?
Es ist die Kombination aus hochkarätiger Forschung, einer eng vernetzten Hochschullandschaft und einem vergleichsweise stabilen Förderumfeld. Die Nähe zu Institutionen wie ETH Zürich, EPFL, PSI oder Universitäten wie Basel oder Lausanne sorgt dafür, dass aus akademischer Forschung echte Gründungsteams hervorgehen – oft mit einem technologischen Reifegrad, der international konkurrenzfähig ist. Dazu kommt, dass die Schweiz bei regulatorischen Fragen und im Schutz geistigen Eigentums verlässliche Rahmenbedingungen bietet – ein wichtiger Faktor bei kapitalintensiven Technologien.
Für Direktinvestoren entsteht damit eine Chance, die über kurzfristige Renditeerwartungen hinausgeht. Es geht nicht nur darum, in ein Start-up zu investieren, das in zwei Jahren verkauft wird. Es geht um Beteiligungen an technologischen Entwicklungen, die ganze Branchen verändern können. Und es geht um Zugang zu Unternehmen, die oft im Stillen arbeiten, fernab vom üblichen Start-up-Lärm – aber dafür mit umso soliderem Fundament.
Natürlich bringt das auch Herausforderungen mit sich. Die Bewertungen sind oft schwerer zu vergleichen, Geschäftsmodelle komplexer, und der Zeithorizont länger. Aber für viele Investoren, gerade im Schweizer Umfeld, passt genau das ins Bild. Wer sein Kapital strategisch anlegt, langfristig denkt und auf wirklichen Mehrwert setzt, findet hier ein ideales Spielfeld.
Und der Trend ist noch lange nicht am Ende. Internationale Kapitalgeber zeigen zunehmendes Interesse an Schweizer Deep-Tech-Start-ups – nicht nur aus Europa, sondern auch aus Asien und den USA. Wer als lokaler Investor früh dabei ist, verschafft sich einen strukturellen Vorteil: tiefere Bewertungen, bessere Terms und direkten Zugang zu den Teams. In einem zunehmend kompetitiven Umfeld kein unwesentlicher Faktor.