Tokenisierung von Vermögenswerten: Wann wird Private Equity wirklich digital?
21.11.2025
Die Digitalisierung verändert vieles. Doch gerade im Private Equity Bereich wirkt vieles nach wie vor erstaunlich analog. Verträge werden gedruckt, übertragen wird langsam, und Beteiligungen fühlen sich oft so an, als wären sie noch immer in der Welt vor der digitalen Transformation verankert. Tokenisierung will genau das aufbrechen.
Der Begriff beschreibt die digitale Abbildung eines realen Vermögenswerts. Statt eines klassischen Anteilszertifikats existiert ein digitaler Token, der dieselben Rechte repräsentiert und im Idealfall einfacher übertragbar ist. Auf dem Papier klingt das wie die logische Weiterentwicklung eines Marktes, der längst modernisiert werden müsste.
In der Praxis geht es aber um etwas viel Tieferes. Private Equity lebt von Vertrauen, klaren Strukturen und juristischer Verlässlichkeit. Solange diese Elemente nicht vollständig digital abgebildet werden können, wird der Markt vorsichtig bleiben. Und genau das sehen wir derzeit in der Schweiz. Das Interesse ist da. Die regulatorischen Grundlagen wurden geschaffen. Doch der Einsatz bleibt selektiv, fast schon experimentell.
Viele Investoren zeigen sich interessiert, aber abwartend. Sie wollen nicht als Erste ein komplexes Investment in eine digitale Form bringen, deren Langzeitbeständigkeit sich noch beweisen muss. Gleichzeitig erkennen sie das Potenzial: kurze Übertragungszeiten, weniger Papierkram, eine sauberere Dokumentation und geringere administrative Hürden. Besonders kleinere Co-Investments könnten in Zukunft deutlich schneller strukturiert werden.
Einige Segmente sind prädestiniert für diese Entwicklung. Venture Capital etwa, wo viele Investoren beteiligt sind und Anteilsübertragungen häufig vorkommen. Auch Frühphasenfinanzierungen könnten von digitalen Registern stark profitieren, weil sie Transparenz schaffen und spätere Runden vereinfachen. Für Private Equity in der Schweiz wäre das ein echter Effizienzgewinn. Es geht nicht um Hype, sondern um Vereinfachung.
Gleichzeitig darf man sich nichts vormachen. Tokenisierung ersetzt keine Due Diligence und auch keine solide Unternehmensführung. Sie macht ein Investment nicht besser, sondern nur handhabbarer. Die Qualität eines Unternehmens bleibt zentral. Kein noch so eleganter Token kompensiert ein schwaches Geschäftsmodell.
Trotzdem: Der Trend ist real. Und er wird sich nicht umkehren. Immer mehr Anbieter entwickeln Plattformen, die rechtlich einwandfrei funktionieren. Banken und Vermögensverwalter beginnen, Pilotprojekte aufzusetzen. Family Offices prüfen, wie sie illiquide Positionen in Zukunft flexibler managen können. Die Schweiz könnte hier tatsächlich eine Vorreiterrolle einnehmen, weil sie wie kaum ein anderer Markt technologische Innovation und regulatorische Stabilität verbindet.
Noch stehen wir am Anfang. Niemand weiss genau, wann Private Equity wirklich digital wird. Doch jedes Jahr nähert sich der Markt ein Stück weiter an diese Realität an. Vielleicht beginnt es mit kleineren Beteiligungen. Vielleicht mit tokenisierten Co-Investments. Und irgendwann wird die Technologie so selbstverständlich sein wie heute die digitale Signatur.
Bis es soweit ist, bleibt die Devise klar: beobachten, verstehen, und dort nutzen, wo der Mehrwert unbestreitbar ist. Der Rest wird kommen. Schritt für Schritt. Und genau in diesem Tempo fühlt sich die Entwicklung für den Schweizer Private Equity Markt auch richtig an.