Private Equity & Corporate Finance

News

Aktuelle News rund um die Nordstein AG und mehr.

Swiss Start-up Funding 2025: Wachstum trotz Rückgang – was das für Investoren heisst

08.10.2025

Die Schweizer Start-up-Szene entwickelt sich auch 2025 dynamisch, allerdings mit einem neuen Muster. Laut aktuellen Zahlen sind die Gesamtinvestitionen zwar leicht rückläufig, gleichzeitig stieg das Finanzierungsvolumen im ersten Halbjahr auf CHF 1,47 Milliarden – ein Zuwachs von über 30 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Botschaft ist klar: Das Kapital fliesst selektiver, aber gezielter. Für Investoren bedeutet das nicht weniger Chancen, sondern bessere.

Die Jahre der Rekordfinanzierungen mit hohen Bewertungen sind vorbei. Stattdessen achten Venture-Capital-Geber und Private-Equity-Investoren heute stärker auf Substanz. Frühphasenrunden werden härter geprüft, Multiples sind realistischer, Geschäftsmodelle müssen tragfähig sein. Diese Rückkehr zu Bodenhaftung ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer Reifung des Schweizer VC-Ökosystems. Wer heute Kapital gibt, erwartet nachvollziehbare Kennzahlen: Umsätze, Kundenbindung, operative Effizienz. Pitches mit PowerPoint-Visionsfolien allein reichen nicht mehr – es geht um Handfestes.

Für Investoren aus der Schweiz ergibt sich daraus ein spannender Moment. Start-ups mit echtem Potenzial erhalten Kapital zu faireren Konditionen, was Einstiege attraktiver macht. Gleichzeitig verbessert sich die Qualität des Dealflows: weniger Marketing-Pitches, mehr belastbare Business Cases. Für Direktinvestoren, Family Offices und Unternehmer eröffnet sich damit ein Fenster, das es vor wenigen Jahren so nicht gab – Investitionen, die nicht auf Hype, sondern auf realem Wachstum basieren.

Auch die Sektoren verschieben sich. Besonders im Fokus stehen Biotech, Medtech, Cleantech und digitale Industrieanwendungen. Diese Branchen sind weniger anfällig für kurzfristige Trends und punkten mit hoher technologischer Eintrittsbarriere. Die Schweiz profitiert hier von ihrer starken Forschungsbasis, den Hochschulen und einer engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Universitäten wie die ETH Zürich oder die EPFL Lausanne spielen eine Schlüsselrolle, weil sie nicht nur Spin-offs hervorbringen, sondern auch die Brücke zwischen Forschung und Kapital schlagen. Für Investoren, die langfristig denken, bedeutet das Zugang zu Projekten, die globale Relevanz haben und zugleich lokal verwurzelt sind.

Die geografische Perspektive verstärkt diesen Effekt. Während in den USA oder in Asien die Investitionsvolumina zwar höher sind, ist auch der Wettbewerb um die besten Deals entsprechend schärfer. In der Schweiz hingegen ist das Umfeld kleiner, transparenter und von einer starken Investoren-Community geprägt. Das bedeutet: Der Zugang zu Deals erfolgt oft über Netzwerke, persönliche Kontakte und Partnerschaften – nicht nur über öffentliche Runden. Für erfahrene Investoren, die ihre Netzwerke nutzen können, ergibt sich daraus ein deutlicher Vorteil.

Natürlich bleiben Herausforderungen bestehen. Der Exit-Markt ist verhalten, IPOs sind rar, und strategische Käufer agieren vorsichtig. Die Zahl der Übernahmen sinkt, und die Zeit bis zu einem möglichen Exit verlängert sich. Für klassische Fonds kann das ein Problem sein, da ihre Investoren nach fixen Zeitplänen auf Rückflüsse warten. Für Direktinvestoren, die weniger stark an Fondszyklen gebunden sind, liegt hier jedoch eine Chance: Wer früh und mit Weitblick einsteigt, profitiert langfristig, wenn sich die Exit-Fenster wieder öffnen. Geduld wird zu einem Wettbewerbsvorteil.
Ein weiterer Punkt, der 2025 spürbar wird, ist das zunehmende Interesse internationaler Investoren am Schweizer Markt. Das Land gilt als stabiler Standort mit hoher Innovationskraft. Politische Sicherheit, Rechtssicherheit und eine starke Währung machen die Schweiz auch in einem unsicheren globalen Umfeld attraktiv. Kapital aus Europa, Nordamerika und Asien fliesst gezielt in Schweizer Start-ups – nicht nur wegen der Technologie, sondern auch wegen des stabilen Rahmens. Für einheimische Investoren bedeutet das, dass sie international stärker konkurrieren müssen, gleichzeitig aber auch Partner für Co-Investments finden.

Unter dem Strich zeigt sich: Die Dynamik im Schweizer Venture Capital verändert sich, aber sie verliert nicht an Kraft. Es ist kein Rückzug, sondern ein Strategiewechsel. Für Investoren, die Wert auf Transparenz, Nachvollziehbarkeit und realwirtschaftlichen Bezug legen, ist das kein Rückschritt – sondern ein Schritt nach vorn. Kapital findet seinen Weg in jene Projekte, die Substanz haben. Und genau dort, wo echte Innovation entsteht, werden Investoren auch in den kommenden Jahren die besten Chancen finden.